Die Josefseiche in Wiśniowa (Polen), Foto: Natalia Romik, 2021.

Kultur

„Architekturen des Überlebens“

Für die einen war es ein Schrank, ein hohler Baum, ein Abwasserkanal - für die anderen die einzige Möglichkeit, dem sicheren Tod zu entgehen. Gefördert von der Evonik Stiftung, zeigt das Jüdische Museum Frankfurt Orte in Osteuropa, an denen Jüdinnen und Juden den Holocaust überlebt haben.

Rund 50.000 Menschen überlebten in Verstecken in Polen und der Ukraine die Verfolgungen durch die Deutschen während des Zweiten Weltkriegs. Die meisten von ihnen waren Juden. Aus der Not heraus waren sie gezwungen, an unwahrscheinlichen und scheinbar ungeeigneten Orten wie Gräbern, Schränken, Kellern oder Abwasserkanälen Zuflucht zu suchen und dort Stunden, Tage, manchmal sogar Jahre zu verbringen.

Die polnische Architektin, Politikwissenschaftlerin und Künstlerin Natalia Romik hat einige dieser noch heute existierenden Orte erforscht. Bis zum 1. September 2024 ist ihre eindrucksvolle Ausstellung „Architekturen des Überlebens“ im Jüdischen Museum Frankfurt zu sehen. Der erste Raum der Wechselausstellung zeigt die Silberabgüsse der Verstecke, die die Künstlerin vorgenommen hat. Der zweite Raum erzählt die Geschichten hinter den einzelnen Exponaten, von denen einige ohne die beharrliche Arbeit von Romik schon vergessen wären. So übernimmt „Architekturen des Überlebens“ eine der wichtigsten Aufgaben von Erinnerungskultur: unsichtbar Gewordenes wieder sichtbar zu machen.

Die Ausstellung war bereits in Warschau und Stettin zu sehen und wird nach der Station in Frankfurt in die USA weiterwandern. Die Evonik Stiftung hat die Erstellung und Übersetzung des Kataloges ermöglicht, der auch ein Interview mit der bedeutenden polnischen Regisseurin Agniezska Holland enthält, die einen Film über die Kanalisation von Lemberg als Versteck gedreht hat.